Die neuen Funktionen des Android 6

Seit Anfang Oktober 2015 ist das Betriebssystem Android 6 auf dem Markt erhältlich. Die grundlegenden Neuerungen und Features haben wir für Sie getestet.

Das Betriebssystem Android 6 gelangte im Oktober 2015 ins Licht der Öffentlichkeit. Zwar firmierte dieses System auf der Google I/O noch unter dem Namen "Android M", die wichtigsten Features waren aber schon vorhanden. Neben Funktionen, die der Verwaltung und Übersicht dienen, stellt dieses Betriebssystem die Sicherheit in den Mittelpunkt. Mittlerweile können auch Nutzer eines Nexus 7 in der Version von 2013 oder eines Nexus Players auf Android 6 zurückgreifen. Im Zuge der Markteinführung veröffentlichten diverse Produzenten von Smartphones und Tablets Updates für das neue Betriebssystem. Dabei profitieren insbesondere Besitzer von HTC-Geräten, da dieser Hersteller die Kunden via Twitter über Neuerungen in puncto Android 6-fähigen Produkten und Features informiert.

Im Folgenden möchten wir Ihnen das Betriebssystem und dessen wichtigsten Funktionen vorstellen. Dafür haben wir Android 6 auf Basis der verfügbaren Nexus-Modelle getestet.

Mehr Übersicht und Komfort

Als erste offensichtliche Neuerung empfängt die Nutzer beim Start eines Nexus-Geräts ein Küstenstrand als Hintergrundbild. Des Weiteren bietet Android 6 eine Funktion, die bisher den Nutzern von Tablets vorbehalten war, nämlich ein drehbares Display. Neben diesen Änderungen, die sofort ins Auge springen, werden Sie weitere bei Ihren installierten Apps feststellen. Da wäre zum einen die Suchleiste am oberen Rand des Bildschirms, mit der innerhalb installierter Apps gesucht werden kann. Zum anderen bietet Android 6 eine App-Historie in der obersten Leiste, die Ihnen die zuletzt verwendeten Anwendungen anzeigt. Sollten mehr Apps installiert worden sein, als sie der Bildschirm anzuzeigen erlaubt, wird zusätzlich zur Scrollleiste der Anfangsbuchstabe der Apps eingeblendet, welcher Ihnen eine effiziente und schnellere Navigation ermöglicht. Die Oberfläche setzt ansonsten auf Bewährtes, die richtigen Innovationen liegen aber dahinter und betreffen die Sicherheit Ihres Gerätes und dessen Anwendungen.

Berechtigungen individuell zuweisen und entziehen

Zwar wurden bereits bei Android Lollipop die benötigten Berechtigungen einer Anwendung bei der Installation aufgeführt, jedoch war es den Nutzern nicht möglich, einzelne Optionen abzulehnen. Dies vermochten nur gerootete Tablets oder Smartphones mit entsprechenden Apps. Hier hat Google signifikant nachgebessert, denn die App-Infos verfügen nun über den Menüpunkt "Berechtigungen". Dieser beinhaltet sämtliche Rechte, die den Anwendungen eingeräumt werden. Hier haben Sie nun die Möglichkeit, jede einzelne Option an- und auszuschalten. Auf diese Weise können Sie die Zugriffe einer App auf Ihre Daten sowie die Hardware Ihres Smartphones individuell steuern. Ein erster Test führte bereits zu befriedigenden Ergebnissen, jedoch sind an dieser Stelle noch einige Überarbeitungen seitens der Entwickler erforderlich, da bisher nicht jede App diese Funktion unterstützt. Bei einer konsequenten Umsetzung dieser Funktion bietet sie die Möglichkeit, Berechtigungen einzeln zuzuweisen und zu entziehen. Android 6 siehr hierfür acht Berechtigungsarten vor, die individuell festgelegt werden können - von der Telefonfunktion bis hin zu den eingebauten Sensoren.

Sicher zahlen dank Fingerabdruck-Scanner und Android Pay

Bereits das iPhone 5s von Apple verfügte über einen Home-Button und Scanner, die zusammen mit der Touch-ID Ihre biometrischen Daten zur sicheren Zahlung von Einkäufen oder als Passwortersatz genutzt werden können. Mit dem Android 6 folgt Google nun diesem Vorbild und implementiert ebenfalls eine Schnittstelle, mit der Vorgänge per Fingerabdruck freigeben werden. Des Weiteren führt Google mit Android Pay einen Bezahldienst ein, welcher bereits durch bekannte internationale Unternehmen oder Apps wie etwa Best Buy, Groupon, McDonald's, Toys'R'Us oder Uber Nutzung erfährt.

Die Vorzüge sind offensichtlich, da die Bezahlung in Geschäften über Ihr Smartphone sowie das NFC-Protokoll abgewickelt wird. Vergleichbar mit anderen Chipkartensystemen, wird das Smartphone in die Nähe des Lesegeräts gehalten, um auf diese Weise die Zahlung zu autorisieren. Ihre Kreditkartennummer ist nur bei Google hinterlegt, sodass im Rahmen einer Transaktion ausschließlich eine Einmal-Nummer an den Händler übermittelt wird. Nach Abschluss dieses Vorgangs können Sie Ihre Transaktionsdaten in einer Bezahlübersicht einsehen. Auf diese Weise lässt sich auch umgehend kontrollieren, ob jemand auf Ihr Konto zugegriffen hat. Höchstwahrscheinlich wird die Verwaltung von Android Pay in den Einstellungen über den Punkt "Mobil bezahlen" erfolgen, welcher allerdings in der zweiten Preview von Android 6 noch nicht funktionierte.

Vereinfachte Backups

Einen weiteren Aspekt in Sachen Sicherheit stellt das Backup Ihrer Einstellungen und App-Daten dar, welches signifikant verbessert worden ist. Android 6 benötigt nach der Entwicklungsdokumentation keine zusätzliche App mehr, da die Daten automatisch alle 24 Stunden mit Ihrem Google-Drive-Konto synchronisiert werden. Für diesen Vorgang muss Ihr Endgerät mit dem WLAN verbunden sein und über ausreichend Akkuleistung verfügen.

Speicher effektiv nutzen und Apps verwalten

Abseits der Sicherheitsaspekte von Android 6 bitetet das System in den Einstellungen den Menüpunkt "Speicher & USB" zur Verwaltung des internen Speichers. Mittels des Menüpunkts "Erkunden" können Sie direkt auf den Browser des internen Speichers zugreifen, in welchem die einzelnen Speicherorte individuell kontrolliert werden können. In der darunter liegenden Übersicht finden Sie eine Aufteilung in die einzelnen Nutzergruppen. Die Darstellung des Speichers ist minimalistisch aber übersichtlich, da lediglich ein einzelner Balken mit dem verbrauchten Speicher angezeigt wird. Gleiches gilt für die Darstellung des Arbeitsspeichers, der unter dem Punkt "Speicher" aufgerufen wird. Mit dem Verweis am unteren Bildschirmrand können Sie sich den durchschnittlichen Speicherverbrauch jeder App anzeigen lassen. Doch nicht nur die Verwaltung, sondern auch das Löschen von Apps, die sich auf dem Homescreen befinden, ist mit Android 6 leichter geworden. Diese können nicht nur direkt vom Startbildschirm, sondern auch komplett von Ihrem mobilen Endgerät gelöscht werden. Markieren Sie die App mit Ihrem Finger, bis am oberen Rand neben der gewohnten Löschen-Funktion der Link "Deinstallieren" auftaucht. Damit kann die App restlos entfernt werden.

Zudem verfügt Android 6 über eine Funktion, die Nutzern von Google Now bekannt sein dürfte. Mit dieser können Sie, wenn Sie beispielsweise eine Whatsapp-Nachricht mit der Bitte erhalten, sich an einem speziellen Ort einzufinden, direkt aus der Messaging-App heraus eine Routenfindung starten.

Verbesserte Schnelleinstellungen und die Rückkehr des Lautlos-Modus

Die Verbesserungen an den Quick-Settings sind nicht auf Anhieb ersichtlich, da sie etwas versteckt sind. Um diese auszuwählen, wählen Sie zuerst die Quick-Settings. Dies geschieht per Wischen mit zwei Fingern von oben nach unten über das Display. Um den Menüpunkt "System UI Tuner" aufzurufen, klicken Sie länger auf das Einstellungssymbol in der rechten oberen Ecke, welches das Programm aktiviert. Innerhalb des Menüpunkts "Schnelleinstellungen" können Sie die Kacheln nach Ihrem Belieben ordnen und neue hinzufügen. Über die Statusleiste wird definiert, welche Informationen dort angezeigt werden sollen. Standardmäßig sind erst einmal alle verfügbaren Möglichkeiten aktiv.

Darüber hinaus erlebt in Android 6 der klassische Lautlos-Modus seine Rückkehr, welcher die Lautstärke durch Drücken der Leise-Taste solange reduziert, bis das Gerät nur noch vibriert. Ausgenommen hiervon ist der Wecker, der weiterhin über die Lautsprecher zu hören ist.

Batterieverbrauch und neue Schnittstellen

Nach Angaben des Herstellers Google hat sich der Batterieverbrauch in Android 6 markant verbessert. Mit "Doze" wurde eine neue Funktion eingeführt, die dann greift, wenn Sie Ihr mobiles Device vom Ladegerät trennen, das Mobilgerät nicht bewegen oder der Bildschirm nicht aktiv ist. In diesem Zustand geht das Smartphone oder Tablet in den Stromsparmodus über, und das Betriebssystem unterbindet die Netzwerkkommunikation der Apps. Die Akkulaufzeit des Geräts wird vorrangig behandelt. So wird die Laufzeit deutlich verbessert und teilweise sogar verdoppelt. Des Weiteren können Sie dies für jede App individuell einstellen, was sich über "Einstellungen -> App" realisieren lässt. In der App-Info finden Sie den Punkt "Akku", der durch Auswahl den Energieverbrauch entsprechend anpasst.

Android 6 unterstützt zu guter Letzt den USB-Standard Typ C, mit dem Sie Ihr Smartphone nicht nur schneller aufladen, sondern den internen Akku auch zum Laden anderer Geräte verwenden können.

Fazit

Die neuen Funktionen von Android 6 machen das Rooten eines Smartphones immer überflüssiger. Nun müssen andere Unternehmen nachziehen, denn Google hat bereits mit der Nexus-Reihe vorgelegt. Zwar nutzten laut Google im November 2015 bereits 25,6 % aller Anwender Android Lollipop, das beliebteste Betriebssystem ist aber nach wie vor Android 4.4. Sollten die Hersteller bei Android 6 dieses Mal schneller bei der Portierung sein, dürfte Android 6 zu einer ähnlichen Erfolgsgeschichte werden wie Android 4.4.


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