Schadet langes Laden dem Akku wirklich?

Viele, vielleicht die meisten Nutzer laden ihr Smartphone über Nacht. Doch es gibt mahnende Stimmen, die sagen, damit verkürze man die Lebensdauer des Akkus. Stimmt das? Und wenn ja, macht es wirklich einen Unterschied?

Wenn man die Frage googelt, ob man sein Smartphone über Nacht aufladen soll, findet man sehr viele Artikel zu dem Thema. In den meisten Beiträgen rät man den Nutzern, dies tunlichst bleiben zu lassen, da man so die Lebensdauer der Akkus verkürze. Stattdessen solle man beachten, dass eine Batterie am schonendsten betrieben wird, wenn sich ihr Ladestand permanent irgendwo zwischen 30 und 80 Prozent befindet.

Die angegebenen Werte schwanken, aber es ist tatsächlich richtig, dass ein Akku besonders gestresst wird, wenn man ihn tief entlädt oder wenn man ihn bis an seine Kapazitätsgrenze vollpumpt. Deshalb wäre es eigentlich am besten, wenn man das Handy immer mal wieder zwischendurch lädt. Aber mal ehrlich, wer möchte sich schon den ganzen lieben Tag lang Gedanken machen, ob sich die Handy-Batterie im Wohlfühl-Bereich befindet?

Theorie und Praxis
Das muss man zum Glück auch nicht, denn was in der Theorie richtig ist, wirkt sich in der Praxis kaum aus. Denn seine Ladeelektronik verhindert, dass ein Akku ununterbrochen an der 100-Prozent-Marke gequält wird. Ist die Batterie voll, macht sie eine Pause und lädt erst wieder nach, wenn der Pegel unter einem bestimmten Stand gefallen ist, der nie wirklich bei 100 Prozent

Manche Hersteller versuchen, Nutzergewohnheiten zu analysieren, um ein zu 100 Prozent geladenes Smartphone genau dann bereitzustellen, wenn es gebraucht wird. Ein gutes Beispiel dafür ist Sonys Batteriepflege

Eine lange Verweildauer am Netzteil verkürzt so zwar immer noch die Lebenszeit der Batterie. Aber der Effekt ist so gering, dass man ihn vernachlässigen kann. Will man es unbedingt doch noch ein bisschen besser machen, kauft man eine Steckdose mit Zeituhr, die nach spätestens zwei Stunden abschaltet.

"Diese Vorgehensweise ist sicher"
Interessant ist, dass sich viele der Artikel, die vom Nacht-Laden abraten, sich auf Beiträge von "Battery University" aus dem Jahr 2010 beziehen, die die negativen Effekte beschreiben, wenn ein Akku konstant bei 100 Prozent gehalten wird. Die Artikel wurden allerdings regelmäßig aktualisiert und dem technischen Fortschritt angepasst.

Hitze ist der wahre Feind
Wirklich schädlich für einen Akku sind dagegen zu tiefe und zu hohe Temperaturen. So rät Apple

Und wann ist es im Sommer kühler? Richtig, nachts. Stärker erwärmt wird eine Batterie dabei auch nur, bis sie gefüllt ist. Beim späteren, kurzen Nachladen findet so gut wie kein Temperaturanstieg statt. Zusätzlich kann es helfen, wenn man das Handy ausschaltet und auf eine Oberfläche legt, die Wärme gut ableitet.

Ein Akku altert immer
Nahezu alle Hersteller von Lithium-Ionen-Akkus sprechen ihren Energiespendern eine Lebensdauer von etwa 500 bis 800 Lade-/Entladezyklen zu. Einige Notebook-Hersteller wie Fujitsu Siemens sind etwas konservativer und geben zirka 300 Zyklen bei "sachgerechter Pflege" an, andere verschweigen die Angabe völlig - und das nicht ohne Absicht.

Das Erreichen der nominalen Ladezyklen ist von vielen Faktoren abhängig. Als wichtigste Parameter gelten der Entladestrom beziehungsweise die elektrische Belastung und die Temperatur. Unter idealen Bedingungen, das heißt bei 20 Grad Celsius Umgebungstemperatur und einer Belastung mit einem Fünftel des Nennstroms (0,2 C), erreicht der Akku mehr als 500 Lade-/Entladezyklen bis zur Akkukapazitätsgrenze von 80 Prozent. Ändert man den Belastungswert auf 1 C, kommt der Akku nur zirka auf die halbe Ladezyklenzahl.

Zusätzlich ist die Differenz zur nominalen Akkukapazität umso größer, je höher der Akku belastet wird. Idealerweise sollte deshalb ein Lithium-Ionen-Akku, ob im Notebook, Handy oder PDA, mit 20 Prozent des Nennstroms belastet werden, um die optimale Leistungsfähigkeit in Bezug auf die Lade- und Entladezyklen zu erreichen. Zum Beispiel sollte ein Notebook-Akku mit einer Kapazität von 4.320 mAStunde (11,1 Volt) idealerweise nur mit 864 mA Laststrom betrieben werden.

In der Realität erreicht das Notebook diesen Wert (0,2 C) nur mit extrem eingestellten Energiesparoptionen - wenn überhaupt. Unter maximalen Betriebsbedingungen wie bei hoher Auslastung von CPU, Grafik, Display und Festplatte sind elektrische Belastungen bis zur Nennstromangabe (1 C) möglich. Dadurch steigt gleichzeitig die Betriebstemperatur des Akkus dramatisch, die zusätzlich den Alterungsprozess und den Leistungsverfall der Lithium-Ionen-Zelle beschleunigen.

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