Im Test: iPhone 13 Pro Max – Ausdauernd, schnell und groß

Mit dem neuen Max lassen sich nicht nur erstklassige Fotos und Videos aufnehmen. Auch der Bildschirm begeistert. Ein nahezu perfektes iPhone ohne nennenswerte Schwachstellen.

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Die Max-Modelle sind in Asien und den USA ein Verkaufshit. Ganz anders dagegen bei uns in Deutschland. Hier werden viele Anwender vom hohen Preis des Premium iPhone von Apple regelrecht abgeschreckt. Vielen Nutzern ist das Luxus-iPhone von Apple nicht nur zu groß und schwer, sondern auch ein bisschen zu protzig. Das, obwohl für ein großes Smartphone-Display auch noch andere Gründe sprechen. Wer Videoaufnahmen sichtet, in Pages Texte schreibt, in der U-Bahn eine Excel-Tabelle bearbeitet oder sich während einer Bahnfahrt einen Spielfilm anschaut, weiß die Vorzüge eines größer dimensionierten Bildschirms zu schätzen. Für ältere Nutzer ist die vergrößerte Schrift ebenfalls ein Segen.

Groß genug oder gar zu groß?
Wer ein iPhone Max zum ersten Mal in der Hand hält, dürfte irritiert sein. Im Vergleich zum SE oder gar einem iPhone 11 wirkt das Gerät übergroß. Nachdem er das Gerät einige Tage genutzt hat, gewöhnt sich ein Nutzer an die Handhabung. Ein Umkehreffekt tritt ein: Plötzlich wirkt das alte iPhone unterdimensioniert. Bei längerer Nutzung fällt allerdings folgendes auf: Das eigentliche Problem ist beim iPhone Max weniger die Größe, sondern das Gewicht. Durch die stattlichen 240 g kommt dem Nutzer das Gerät recht unhandlich vor. Das iPhone Max liegt vom Gewicht her zwischen dem 12 Pro Max und dem iPad mini. Nicht unbedingt ein Gerät für die Hosentasche, denn hier wird es zum Klotz am Bein. Dennoch: Das hohe Gewicht muss im Zusammenhang mit Akkulaufzeit und Bildschirmgröße betrachtet werden. Wer etwa sein iPone 13 Mini zusammen mit der neuen Magsafe Batterie von Apple nutzt, kommt bereits auf 254 Gramm.

Ist das neue iPhone 13 durch seine Größe und sein Gewicht nun eine Alternative zum iPad? Wir meinen, dass dies nur begrenzt zutrifft. Schuld daran ist das vom iPad abweichende Seitenformat. Auf dem breiteren Display eines iPad können weitaus mehr Inhalte dargestellt werden. Dagegen ist die nutzbare Fläche des schmalen iPhone-Bildschirms recht begrenzt. Nicht nur bei breiten Webseiten ist die Darstellung suboptimal, sondern auch bei PDFs oder Tabellendokumenten.

Kamera, Akku, Effekte: iPhone 13 Pro Max im Test:
Kamera

Wie von aktuellen Pro-Modellen gewohnt, ist auch das Max mit drei Kameras bestückt: eine 26-mm-Hauptkamera, die denselben Blickwinkel hat wie eine mit einem 26-mm-Objektiv bestückte Kleinbildkamera, eine 77-mm-Telekamera sowie eine Ultraweitwinkelkamera mit 13 mm Blickwinkel. Damit ist das Max mit denselben Kameras ausgestattet wie das kleinere Pro-Modell. Besser noch als beim kleineren Schwestermodell war die Kamera allerdings beim 12 Pro Max.

Uns fiel auf, dass die Tele-Brennweite des Max erstmals 77 mm erreichte. Wir betrachten das mit gemischten Gefühlen. Apple sah sich offenbar im Zugzwang, bei der Tele-Brennweite nachzulegen, weil Konkurrenten wie Huawei und Samsung hier schon weiter sind. Unserer Meinung nach gibt es aber auch Nachteile. Schaltet man zwischen Tele und Weitwinkel um, ist man zwar "näher dran", es tritt aber auch eine stärkere Veränderung des Blickwinkels auf. Wenn man auf den "3x"-Button in der Kamera tippt, wechselt die Brennweite abrupt von 26 mm auf 77 mm statt wie bisher auf 50 mm. Der Worst Case: Erst ist man zu weit weg und anschließen zu nah dran. Im Videomodus verstärkt sich dieser Effekt zudem noch durch den "Crop"-Effekt. Wenn man hier zwischen 34 mm und 100 mm Brennweite wechselt. Mit der Zeit gewöhnt man sich daran.

Auf Digitalzoom kann man nun öfter verzichten. Das sehen wir als Vorteil. Mit f/2,8 ist das Objektiv etwas lichtschwächer. In der Dämmerung tritt daher öfter wieder die 3-fach-Digitalzoom Weitwinkelkamera in Aktion.

Foto-Stile oder RAW

Um Fotos einen speziellen Look zu verleihen, führte Apple als neue Funktion "Foto-Stile" (Photographic Styles) ein. Damit findet man den optimalen Style für jede Art von Fotos: Von wärmeren Fotos für Food Photography und Urlaub oder kalte Farben, um Stimmungen auf Großstadtfotos zu erzeugen - die Funktion sollte man keineswegs unterschätzen. Standardmäßig sind Apples Kameras so eingestellt, dass sie die Wirklichkeit exakt wiedergeben, also im Sinne von Puristen. Gegenüber den optimierten Fotos auf Google- und Samsung-Handys wirken sie allerdings etwas trist. Uns erinnert das Konzept an Fujis Filmsimulation und Nikons Picture Control. Viele Nutzer sollen damit angesprochen werden. Speichern lässt sich allerdings nur die finale Version. Man kann leider keine RAW- oder Standard-Fotos parallel aufnehmen. Zudem muss man viel herum fummeln, um den runden Mini-Button aktivieren zu können. Dennoch: Die Ergebnisse können sich sehen lassen. Sie sind nicht nur hochwertig, sondern auch angenehm dezent. Apple scheint bestrebt, nur wirklich alltagstaugliche Optimierung vorzunehmen. Profis interessieren sich wohl mehr für die neue RAW-Aufnahmefunktion.

Kinomodus

Es wurde schon viel über den neuen Kinomodus (Cinematic Mode) geschrieben. Diese neue Aufnahmefunktion ermöglicht wirklich tolle Aufnahmen. Das technische Prinzip scheint ähnlich wie bei der Porträt-Fotofunktion zu sein, bei der etwa das Freistellen von Personen Probleme bereitet. Filmprofis werden damit nicht viel anfangen können, Hobbyfilmer dagegen schon. Immerhin zählen 99 Prozent der Nutzer dazu. Auch die Tonqualität dürfte Profis wohl kaum genügen, denn es fehlt beispielsweise ein Filter gegen Windgeräusche. Andererseits dürfte es Profis freuen, dass Dolby Vision unterstützt wird, zumal Apple bekannt gab, später auch noch das Profi-Format ProRes unterstützen zu wollen.

Neues Display

Das helle und große Display stellt gegenüber dem Vorgänger eine deutliche Verbesserung dar. Erstmals werden 120 Hertz Bildwiederholrate unterstützt. Bei Apple heißt dies "Pro Motion". Hierbei wird der Bildschirminhalt automatisch an die Bildwiederholrate angepasst. Nicht immer läuft das Display nämlich mit 120 Hertz. Wer etwa spielt oder durch eine Webseite scrollt, bekommt 120 Bilder pro Sekunde auf dem Display angezeigt. Das ermöglicht eine fließende Bewegungsdarstellung mit optimaler Bildqualität. Da die Bildrate den Energieverbrauch erhöht, wird sie bei fehlendem Bedarf stark gesenkt. Ein Film mit 24 Bildern pro Sekunde wird dann genau mit dieser Bildrate wiedergegeben.

Die hervorragende Helligkeit fällt sofort positiv auf, zumal der Bildinhalt auch im hellen Sonnenlicht gut lesbar ist, ohne dass dies vom Blickwinkel abhängig ist. Die Seite Displaymate hat bei ihren Tests verlautbart, dass der Bildschirm von Samsung bei Kontrast und Farbgenauigkeit unschlagbar ist. Messungen ergaben einen niedrigeren Energiebedarf als beim iPhone 12 Pro Max. Die Helligkeitssteuerung erfolgt wie bei allen OLED-Displays per PWM. Sensiblere Nutzer könnten das wahrnehmen. Dies betrifft alle OED-Displays.

Performance

Die Performance ist ausgezeichnet. Hierfür sorgt der neue A15-Chip mit guten Leistungssteigerungen bei Grafik, CPU-Leistung und Machine Learning. Bei den ersten Geekbench-Tests kam das iPhone 12 Pro beim Single-Core-Test auf einen Wert von 1786. Im Multicore-Test waren es 4840 Punkte. 1327 beziehungsweise 3289 Punkte waren es beim iPhone 11 Pro. Zum Vergleich: das iPhone 12 erzielte 1599 beziehungsweise 4059 Punkte, also eine Verbesserung von rund 20 Prozent. Wenn man von einem iPhone 11 oder älter umsteigt, sollte die Leistungssteigerung zu spüren sein. Bei der Grafikperformance ist der Leistungssprung noch deutlicher. So bescheinigt Benchmark Wild Life eine Performancesteigerung von 6444 auf 9740. Beim Manhattan-Test beträgt der Sprung von 10889 auf 15766 Punkte sogar fast 50 Prozent. Intern werden von Smartphone-Herstellern häufig langsame Speicherzellen verbaut. Sie lahmen vor allem bei Schreibvorgängen. Ganz im Gegensatz zu unserem Max mit seinen 512 GB Speicher. Hier messen wir beim Lesen mit Antutu 1661 MB/s und beim Schreiben 1801 MB/s, was der Performance aktueller SSDs entspricht. Das nützt beim Import und Export von Daten leider wenig, denn Lightning bremst hier auf rund 40 MB/s. Nicht viel schneller als eine Übertragung via Airdrop.

5G

Der neue Funkstandard 5G ist um ein Vielfaches schneller als LTE, was sich auch im Alltag bemerkbar macht. Aufgrund der niedrigeren Latenz werden Updates in Sekunden geladen und Seiten in Bruchteilen von Sekunden aufgebaut. Aktuell ist der schnelle Mobil-Turbo in Deutschland aber noch selten und nur sporadisch verfügbar, sodass man davon noch viel zu selten profitiert. Wer oft in Länder mit guter 5G-Netzabdeckung reist oder nur alle paar Jahre sein Smartphone wechselt, für den ist die 5G-Unterstützung ein Plus.

Ist ein Upgrade sinnvoll?

Die neue Version bietet solide Verbesserungen gegenüber dem iPhone 12 Pro Max. Lohnt sich dafür das Upgrade vom direkten Vorgänger? Das kommt darauf an. Gamer werden auf die Pro-Motion-Technologie wohl kaum verzichten wollen, während sie Nicht-Gamern kaum auffällt. Die Tele-Kamera hat somit Vor- und Nachteile. In puncto Akkulaufzeit ist das neue Max genauso gut wie der Vorgänger. Wer allerdings ein iPhone 11 Pro Max oder ein iPhone XS besitzt, kann von zahlreichen attraktiven Verbesserungen wie 5G und von der Performancesteigerung profitieren. Für das iPhone mit 6,7-Zoll-Display verlangt Apple allerdings einen satten Aufpreis. Das Pro Max ist ab 1.249 Euro erhältlich. Im Test waren wir von seinen Stärken bei Akkulaufzeit, Display und Kamera beeindruckt.

Akkulaufzeit

Dank eines vergrößerten Akkus und vieler Stromsparfunktionen ist die Akkulaufzeit beim iPhone 13 Pro Max hervorragend. In unserem Video-Test hält der Akku beeindruckende 16 Stunden. Hierbei spielen wir einige lokal gespeicherte Spielfilme auf Apples TV-App mit höchster Helligkeitsstufe ab. Obwohl sein Display größer und heller ist, läuft das neue Pro Max fünf Stunden länger als beim iPhone 12 Pro. (Das iPhone 12 Max stand beim Vergleichstest nicht zur Verfügung.) Der zweite Test mit 50-prozentiger Helligkeit lief das Max Pro sechzehn Stunden und zehn Minuten. Demgegenüber waren es beim 12 Pro nur zehn Stunden. Viele Apps von Drittherstellern sind noch nicht angepasst, was zu unangenehmen Überraschungen führen kann. Auf manche Stromsparfunktionen ist kein Verlass. Kurze Laufzeiten sind die Folge. Bei der Wiedergabe eines Videos mit VLC hielt unser Max gerade einmal vier Stunden durch und heizte sich spürbar auf. Generell gilt: Der Energieverbrauch hängt bei OLED-Displays stark vom Bildschirminhalt ab. Helle Webseitenhintergründe oder helle Videos ziehen einen höheren Energieverbrauch nach sich. Der Energieverbrauch reduziert sich, wenn der Hintergrund schwarz und die Schrift weiß ist. Das Display schaltet dunkle Pixel einfach ab. Wir mussten die Testinhalte für die Akkutests daher sorgfältig auswählen.

Lohnt das Warten auf des iPhone 14 Max?

Viele wären glücklich, wenn das iPhone 13 ein größeres Display hätte. Kamera-Trio und Edel-Design sind dagegen nicht so wichtig. Trotz der erstklassigen Kameraqualität benötigt nicht jeder eine solche Kamera- und Videopower. Daher soll Mark Gurman zufolge im nächsten Jahr eine "Pro"-freie und günstigere Version erscheinen. Das wäre wirklich eine tolle Bereicherung der iPhone-Kollektion. Vielleicht gibt es sogar ein leichteres Max-Modell. Das ist durchaus möglich, denn das iPhone 13 bringt fast 15 Prozent weniger auf die Waage als das iPhone 13 Pro.

Fazit
Das hohe Gewicht ist der Schwachpunkt vom iPhone 13 Max. Offenbar ist das der Preis, der für einen dicken Akku und edles Design zu zahlen ist. Die hervorragende Laufzeit und die Displayqualität lassen dagegen keine Wünsche offen. iPhone-Pro-12-Max-Nutzer brauchen eigentlich kein Upgrade. Für Nutzer älterer Modelle könnte sich das Max aber lohnen. Man darf gespannt sein, ob nächstes Jahr tatsächlich ein günstigeres Modell von Apple erscheinen wird. Ein solches iPhone im XXL-Format würden wir dann auch in Deutschland häufiger antreffen.


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