Sony Bravia AF9 im Test: Fernseher mit neuem (Android)Gesicht

Mit dem Bravia KD-65AF9 bringt Sony den ersten nutzerfreundlichen Android-Fernseher! Bild, Ton, Design – COMPUTER BILD hat alles getestet. Und den Aha-Effekt entdeckt ...

Tadaaa! Da steht er, der neue Sony – ein Fernseher mit Aha-Effekt. Neu und aha? Davon ist auf den ersten Blick wenig zu sehen: Der Sony Bravia AF9 folgt klar der Designtradition des legendären Sony Bravia A1 von 2017. Das TV-Gerät ist erst mal nur eine tiefschwarze, leicht nach hinten geneigte Glasscheibe. Man sieht keine Lautsprecher, keine Gerätefüße, sogar das ­Sony-Logo versteckt sich dunkelgrau links unten auf der schwarzen Front. Der Aha-Effekt kommt erst nach dem Einschalten. Dann aber gleich mehrfach.

Sony AF9: Da ist jetzt Ordnung auf dem Bildschirm!
Seit zweieinhalb Jahren laufen ­Sony-Fernseher auf dem Android-Betriebssystem. Anfangs lief das nicht wirklich, Sony bekam in den Tests von COMPUTER BILD viel Kritik: Zu träge, viele Abstürze, unlogische Bedienung – Android für Fernseher schien anfangs keine gute Idee, große App-Auswahl hin oder her. Da waren andere Smart-TV-Portale kundenfreundlicher. An zu vielen Stellen verzweifelten Besitzer mit der Fernbedienung in der Hand an einer Benutzeroberfläche, die offensichtlich für kleine Touchscreens optimiert war, und an schlecht integrierten TV-Funktionen in der bunten App-Welt. Immer wieder neu angeordnete Apps ergaben ein Chaos und ungefragte Empfehlungen wirkten auf denkende Anwender ein wenig übergriffig. Damit ist jetzt Schluss: Der Bravia AF9 ist der erste Fernseher mit dem ganz neuen Android 8.0, Spitzname Oreo.

Sony Bravia AF9: Android 8 macht vieles besser
Das entrümpelte und schnellere Betriebssystem fällt schon beim ersten Einschalten auf. Klar: Wer alle Möglichkeiten nutzen möchte, benötigt ein (kostenloses) Google-Konto. Aber es gibt beim Abhaken der unvermeidlichen Nutzungsbedingungen eine freundliche Abkürzung, die „Alles außer Werbung“ erlaubt. Da fühlt man sich gleich verstanden. Wenn kurz darauf der Homescreen erscheint, reiben sich An­droid-Kenner verwundert die Augen. Und freuen sich: Anstelle debiler YouTube-Empfehlungen sehen sie eine Zeile mit installierten Apps, darunter Netflix-Serien – nicht irgendwelche, sondern vom Nutzer angefangene oder zum bisherigen Konsum passende. Wer kein Netflix-Abo hat, löscht die entsprechende Menüzeile ebenso wie, falls gewünscht, die folgenden – das ist das Schöne am neuen Android 8. In den Zeilen danach empfiehlt Android YouTube-Clips und die Inhalte anderer Apps. Android nennt diese Zeilen „Kanäle“. Das verwirrt zunächst, weil es auch eine „TV-Zeile“ gibt: Sie reiht die zuletzt gewählten TV-Programme nebeneinander auf. Der TV-Kanal enthält also alle üblicherweise ebenfalls als „Kanal“ bezeichneten Programme. Ab Werk ist der TV-Kanal weit unten auf dem Homescreen angeordnet, lässt sich aber problemlos nach oben schieben. So konfiguriert jeder seinen Fernseher nach den eigenen Vorlieben. Der einzige Haken: Bislang lassen sich wenige Apps als Kanäle auf den Startbildschirm legen. Amazon Prime Video etwa zählt nicht dazu, die für Klassikliebhaber sehenswerte App der Berliner Philharmoniker hingegen ist dabei. Google will die Auswahl jedoch stetig ausbauen, Sony hat darauf keinen Einfluss.

Die Bedienung vom Sony AF9: Reden statt tippen
Eine weitere Neuerung am Sony Bravia AF9 betrifft die Sprachsteuerung: Hatten bisherige Android-Fernseher von Sony ein Mikrofon nebst Sprechtaste in der Fernbedienung, stecken nun zusätzlich Mikrofone im TV-Gerät. Ab Werk sind die nicht aktiv – bei der ersten Nutzung der Mikrofontaste auf der Fernbedienung blendet Android die Freischaltoption ein. Stimmt der Nutzer zu, aktiviert ein freihändiges „OK, Google“ die Spracherkennung. Ohne diese Aktivierungsphrase sind die Mikrofone im Fernseher nicht mit den Google-Servern verbunden, im Test fielen ­jedenfalls keine heimlichen Datentransfers auf. Die Mikrofone erfordern allerdings – wie smarte Lautsprecher mit Sprachassistenten – ein gewisses Vertrauen, dass Google & Co. nicht doch heimlich lauschen. Die Sprachsteuerung von Google ist längst nicht perfekt, gehört aber zu den besseren in Fernsehern. Sie startet zum Beispiel Mediatheken, Netflix-Serien und YouTube-Kanäle. Viele Apps bleiben bei Suchanfragen jedoch unbeachtet, etwa eben Amazon Prime Video. Gut und im Vergleich zur Konkurrenz nicht selbstverständlich: Nutzer wählen Fernsehprogramme optional, indem sie deren Namen nennen, sodass sich niemand den Programmplatz etwa von DMAX merken oder mühsam dahin zappen muss.

Sony Bravia AF9: Der TV steuert das Smarthome
Sind im Haus weitere kompatible Produkte mit der Google-Home-App verknüpft, etwa vernetzte Lampen, steuern Sie die über den Fernseher per Sprache. Einträge in den Google-Kalender des verknüpften Accounts und vieles mehr ist ebenso möglich. Sie nutzen anstelle des Google Assistant die Sprachassistentin Alexa von Amazon? Kein Problem, allerdings ist die Steuerung via Alexa eingeschränkt: Erstens klappt das nicht über die Fernsehermikrofone, sondern ein Alexa-Lautsprecher muss vorhanden und der Fernseher in der Alexa-App verknüpft sein; zweitens sind nur Grundfunktionen wie Programmwechsel und Lautstärke möglich. Um etwa während der Küchenarbeit den Fernseher nebenan freihändig lauter zu stellen, reicht das völlig. Mehr sollte man nicht erwarten.

Bravia AF9: So klingt der Sony-Fernseher
Was kann der neue Sony AF9 diesseits smarter Kabinettstückchen als ganz normaler Fernseher? Da tritt er erfolgreich in die großen Fußstapfen des Bravia A1. Wie im Vorgänger kommt beim AF9 ein OLED-Bildschirm zum Einsatz. Der fällt prinzipbedingt sehr dünn aus und macht das minimalistische Design erst möglich. Die unsichtbaren Lautsprecher stecken nicht wie so oft in der Bildschirmunterseite, denn die steht auf dem Sideboard. Stattdessen setzt Sony wieder den Bildschirm selbst als Lautsprecher ein: Spezielle Lautsprecherantriebe an der Rückseite des Bildschirms versetzen das gesamte OLED-Display in unsichtbare, aber hörbare Schwingungen; die dickere und komplexere Struktur von LCD-Bildschirmen erlaubt den Trick nicht. Besonders brillante und fein aufgelöste Höhen ermöglicht diese Lautsprechertechnik nicht, doch der Klang des Sony AF9 ist unverfälscht und sauber, die Sprachverständlichkeit sehr gut. Der Ton kommt perfekt aus der Mitte des Bildes – wie im Kino, wo die Boxen für die Frontkanäle hinter der schalldurchlässigen Leinwand stehen. Clever: Wer den Ton über eine Heimkinoanlage laufen lässt, setzt den Fernseher auf Wunsch als mittleren Center-Lautsprecher ein. Den Fernseher verbinden Sie über zwei Anschlussklemmen mit dem AV-Receiver.

Sony Bravia AF9 im Test: Makellose Bildqualität
Bei der Bildqualität lässt der OLED-Bildschirm erst recht nichts anbrennen: Nahezu perfekt natürliche Farben und ein gigantischer Maximalkontrast zählen ohnehin zu den Vorzügen der Technik. Ultra-HD-Auflösung ist in dieser Klasse ebenfalls gesetzt, das Bild erzeugen also viermal so viele und entsprechend viermal so kleine Pixel wie Full-HD-Fernsehern. Erfreulich: Die überragende Bildschärfe bleibt in Bewegungen erhalten. Im Vergleich zur Konkurrenz kitzelt Sony etwas weniger Maximalhelligkeit aus dem OLED-Panel, wie üblich von LG hergestellt. Ob die wie beim Sony knapp 600 Candela pro Quadratmeter beträgt oder rund 750 wie etwa beim LG OLED E8 und beim Panasonic FZW804, macht kaum einen sichtbaren Unterschied. Viel wichtiger ist, dass der Sony genügend Reserven für einen brillanten Bildeindruck selbst bei Tageslicht hat. So glänzen HDR-Filme. Außer den gängigen HDR-Standards für Blu-ray-Filme, Streams und TV-Sendungen (HDR10 und HLG) beherrscht der Sony das Dolby-Vision-Verfahren, das mehr Kon­trast herauskitzelt. Die Bildschirmgröße von 164 Zentimetern (65 Zoll) ist etwas happig? Kein Problem, Sony bietet mit dem Sony KD-55AF9 ein technisch identisches Modell mit 140 Zentimeter großem Bildschirm an (55 Zoll).

Apropos anbrennen: Wie auf jedem OLED-Fernseher hinterlassen kontraststarke Standbilder auf dem AF9 Spuren, landläufig ist vom Einbrennen die Rede. Im Test verschwanden solche Schatten – beispielsweise von den für Messungen verwendeten Testbildern – aber bei normalem TV-Betrieb schnell wieder. Eine dauerhafte Anzeige etwa des Homescreens verhindert der serienmäßige Bildschirmschoner. Andere Nachteile der OLED-Technik? Fehlanzeige. Der Stromverbrauch hielt sich im Test in Grenzen, um 170 Watt sind für einen Fernseher dieser Größe und dieser Qualitätsklasse völlig im Rahmen. Stufige Helligkeits- und Farbverläufe („Banding“), wie man sie frühen OLED-Fernsehern nachsagte, waren dem Sony im Test fremd. Für Stirnrunzeln sorgte jedoch der spezielle Netflix-Modus: In der Theorie stellt er Serien und Filme des Streaming-Anbieters so dar, wie es sich die Regisseure vorgestellt haben; in der Praxis macht er das Bild dunkler, aber keinesfalls besser. Der Modus sieht eher nach einem Marketing-Gag aus – den der Sony mit seiner tadellosen Bildqualität nicht nötig hat.

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