Software in einer VM starten – Testen ohne Stress

Wer Software ohne viel Stress testen möchte, sollte sie in einer virtuellen Maschine installieren. Ganz gleich, ob das eine zeitlich eingeschränkte Testversion oder ein Gratisprogramm ist.

Ein Großteil der Zeit bei der Softwareentwicklung geht für Tests drauf. Dabei prüfen die Entwickler, ob die Programme stabil unter verschiedenen Varianten und Versionen des Betriebssystems laufen. Virtuelle Maschinen (VM) sind hierbei unverzichtbare Hilfsmittel. Darüber hinaus eignen sich VMs auch für Anwender, die Programme erst einmal ausgiebig testen möchten, bevor sie diese auf ihrem Produktiv-PC installieren. Auch für Software, die nur einmal genutzt wird oder Demoversionen, deren Testzeitraum ausgedehnt werden soll, sind VMs eine große Hilfe.

Besonders praxisrelevant ist kostenlose Software. Oftmals versuchen Anbieter, bei den Nutzern irgendwelche Komponenten zu installieren, die diese gar nicht haben möchten. Das kommt besonders häufig bei Formatkonvertern für Multimediadateien sowie bei Tools für das Herunterladen von YouTube-Videos vor. Dabei wird versucht, dem Nutzer sinnlose Zusatzprogramme und Browsertoolbars, ja sogar gefährliche Malware, unterzujubeln. Wer keine bösen Überraschungen erleben möchte, sollte alle Gratis-Programme aus dem Internet zunächst in einer virtuellen Maschine installieren. Die wenigen, zusätzlich investierten Minuten lohnen sich, weil Sie ansonsten im Ernstfall stundenlang mit der Entmüllung Ihres Produktiv-PCs beschäftigt wären.

Sonderfall: VMs zur einmaligen Nutzung
Es gibt aber auch Fälle, bei denen Nutzer eine Testversion einer gekauften Software installieren möchten. Sie wollen sie jedoch nur ein einziges Mal nutzen. Hierzu ein Beispiel. Sie erhalten von einem Freund eine CDR-Datei, die sich mit keinem der auf Ihrem Rechner installierten Programme öffnen lässt. Jetzt versuchen Sie herauszufinden, welches Programm dieses Format generiert. In Ihrem Fall ist es Corel Draw Grapics Suite 2017. Hierfür ist eine für 15 Tage nutzbare Testversion erhältlich. Sie installieren diese Testversion aber nicht auf Ihrem Produktivsystem, sondern in einer virtuellen Maschine. Das bringt einen großen Vorteil, denn so vermeiden Sie die Vermüllung Ihres eigenen Systems. Zwar verfügen so ziemlich alle Programme über Deinstallationsfunktionen, hinterlassen aber dennoch fast immer irgendwelche Rückstände auf dem Rechner. Das können verwaiste Dateien sein oder auch obsolete Einträge in der Registry. Diese Überbleibsel spielen bei einer virtuellen Maschine keine Rolle. Sie können mit Snapshots arbeiten und setzen das Programm nach der Nutzung in seinen früheren Zustand zurück. Anders als fest installierte Betriebssysteme lassen sich VMs in Nullkommanichts löschen. Nach der Nutzung des Programms können Sie das VM ganz einfach wieder neu aufsetzen.

Nachdem die Software in der virtuellen Maschine installiert wurde, muss nur noch die auf dem Host-System gespeicherte Datei in das Gast-Betriebssystem eingebracht werden. Mithilfe von Virtualbox geht das ganz einfach. Hierzu müssen Sie die gewünschte VM starten und mit der rechten Maustaste in der unteren Leiste auf das Ordnersymbol klicken. Wählen Sie dann den Befehl "Gemeinsame Ordner". Daraufhin erscheint ein Dialog. Klicken Sie hier in der Spalte rechts auf das Plussymbol. Jetzt öffnen Sie bei "Ordner-Pfad" das Ausklappmenü und klicken dann auf "Ändern". Wählen Sie anschließend das Verzeichnis mit der zu öffnenden Datei aus. Jetzt müssen Sie nur noch auf "OK" zwecks Bestätigung klicken und den Dialog schließen. Im Windows-Explorer erscheint nun das Verzeichnis unter "Netzwerk". Sie können die Datei nun mit der Testversion öffnen.

Tipp: Wenn Sie regelmäßig zwischen Host- und Gastbetriebssystem Dateien tauschen, sollten Sie ein Austauschverzeichnis anlegen. Stellen Sie zu diesem eine dauerhafte Verbindung her. Hierzu müssen Sie wie zuvor beschrieben vorgehen. Nachdem Sie den Ordner ausgewählt haben, markieren Sie Option "Automatisch einbinden". Jedes Mal wenn Sie die virtuelle Maschine starten, wird nun der Ordner automatisch verbunden. Das Verzeichnis erhält zudem einen eigenen Laufwerksbuchstaben.

Trick: Testzeitraum von Software mit VM verlängern
Ein weiteres Anwendungsbeispiel für virtuelle Maschinen ist die nahezu beliebige Verlängerbarkeit des Testzeitraums von Software. Damit verstoßen Sie zwar gegen die Lizenzbedingungen, eine Probezeit von etwa 14 Tagen ist allerdings in vielen Fällen absolut unzureichend, wenn man sich mit allen Details der Software vertraut machen möchte. Da den Herstellern die Praxis eigenmächtiger Verlängerungen ein Dorn im Auge ist, versuchen sie diese zu verhindern. Eine Manipulation des Systemdatums reicht daher heutzutage nicht mehr aus. Wenn Sie die Testversion einer Software länger als offiziell genehmigt nutzen möchten, müssen Sie mit Snapshots arbeiten.

So läuft eine eigenmächtige Verlängerung ab: Als Erstes lädt sich der Nutzer eine beliebige Software von der Homepage des Herstellers herunter. Danach wird diese in die VM eingespielt und sofort ein neuer Snapshot angelegt. Der Nutzer testet die Software so lange, bis die reguläre Probezeit endet. Ist die Testphase abgelaufen, muss er die Original-VM wiederherstellen und einen neuen Snapshot anlegen. Das Spiel beginnt jetzt wieder von vorne. Bei dieser Variante gibt es aber auch einen Nachteil: Alle Änderungen, die Sie in der VM durchgeführt haben, wozu auch neu erstellte Dateien gehören, gehen dabei verloren. Daher ist es sinnvoll, sämtliche Dateien, die mit der Software erzeugt und bearbeitet wurden, in einem gemeinsamen Ordner abzuspeichern. Diese Inhalte stehen auch dann noch zur Verfügung, nachdem der Snapshot gelöscht wurde.

Hinweis: Viele werden versuchen, aus der Testversion eines Programms mittels einer Seriennummer aus dem Internet, eines Cracks oder eines Key-Generators eine Vollversion zu machen. Davon raten wir definitiv ab. Zum einen könnte sich ein Virus in den Cracks verstecken und zu anderen ist es nicht fair gegenüber den Entwicklern. Professionelle Raubkopierer wird das erfahrungsgemäß aber kaum abschrecken.


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